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1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 107

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Grndung und Ausbreitung der christlichen Kirche. 107 Mrtyrer der Same der Kirche sei. Was der jungen Gemeinde den Untergang drohte, diente nur zu ihrer weiteren Ausbreitung. An allen Orten, wohin die Flchtigen kamen, sammelten sie neue Bekenner um sich: durch ganz Juda, Galila und Samaria, bis nach Phnizien, Syrien und Cypern drangen Strahlen des himmlischen Lichts, und nicht allein unter den Juden, auch unter den Heiden fand die Botschaft des Heils offene Ohren und willige Herzen. Einen bedeutenden Aufschwung erhielt das Missionswerk durch Paulus, einen griechisch gebildeten Juden aus Tarsus in Cilicien, der aus einem heftigen Verfolger ein eifriger Bekenner Christi wurde und ein auserwhltes Rstzeug, seinen Namen unter die Heiden zu tragen. Nachdem er nach seiner wunderbaren Bekehrung einige Jahre in Arabien in abgeschiedener Stille zugebracht, sich dann in Damaskus, Jerusalem und Tarsus aufgehalten und zuletzt an der Seite des Barnabas in Antiochien gewirkt hatte, unternahm er zur Verkndigung des Evangeliums drei Reisen in die Städte und Landschaften Kleinasiens, Maeedoniens und Griechenlands, und berall war seine Ttigkeit von bestem Erfolge gekrnt. Auf seiner ersten Reise besuchte er in Gemeinschaft mit Barnabas die Insel Cypern und das sdliche Kleinasien, und grndete hier die Gemeinden zu Antiochien (in Pisidien), Jkonium, Lystra und Derbe. Nach seiner Rckkehr begab er sich nach Jerusalem, wo auf einer Zusammenkunft der Apostel (das Apostel-Konzil" genannt) darber verhandelt werden sollte, ob sich die Heidenchristen den religisen Gebruchen der Inden zu unterwerfen htten; und seinem Einflu war es hauptschlich zuzuschreiben, da diese wichtige Frage im verneinenden Sinne entschieden wurde. Auf seiner zweiten Reise durchzog Paulus das mittlere Kleinasien, predigte das Evan-gelium den Gatatern, setzte dann von Troas aus nach Europa der, stiftete die Gemeinden zu Philippi und Thessalonich und wandte sich endlich der Athen, wo er dem Volke und den staunenden Philosophen den unbekannten Gott" verkndete, nach Korinth, der glnzenden Hauptstadt Achajas, wo er ein Jahr und sechs Monate verweilte und zahlreiche Glubige um sich scharte. Bei seiner dritten Reise war sein Blick vorzugsweise auf das groe und volkreiche Ephesus gerichtet. Dritthalb Jahre lang wirkte hier der Apostel mit groem Segen, indes seine Gehilfen in der weiten Umgegend das Wort ausbreiteten und den Grund zu den Gemeinden von Laodieea, Koloss, Smyrna, Sardes und Philadelphia legten. Von seiner letzten Reise zurckgekehrt, wurde Paulus zu Jerusalem infolge eines von den Juden erregten Tumultes in Ge-wahrsam genommen und nach zweijhriger Hast zu Csarea nach'

2. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 110

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
110 Ix. Das rmische Kaiserreich und die Germanen. Das Christentum. lichkeit an den Gekreuzigten mit dem martervollsten Tode; in Rom wurde Justin der Mrtyrer", der beredte Verteidiger seines Glaubens und seiner Glaubensgenossen, gegeielt und enthauptet, und in Klein-asien der fromme Bischof Polykarpus vou Smyrna, gleich Jgna-tius ein Schler des Apostels Johannes, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. \ Justin der Mrtyrer", der Sohn eines heidnischen Vaters zu Sichern in Samaria, hatte in seiner Jugend eine ausgezeichnete Bildung erhalten, die er dann aus weiten Reisen noch vervoll-stndigte. Aber alles Wissen lie sein Herz leer und kalt, und vergebens suchte er in den Philosophenschulen die Ruhe seiner Seele, nach der ihn sehnlichst verlangte. Da lernte er das Christentum kennen, auf das ihn bei einer einsamen Wanderung am Meeresstrande ein ehrwrdiger Greis hinwies, und wurde nun ein treuer Jnger Jesu, der seine ganze reiche Erkenntnis zur Verteidigung der so falsch beurteilten Religion und ihrer verleumdeten Bekenner anwandte. Er bergab den Kaisern Antoninus Pius und Marc Aurel zwei noch jetzt vorhandene Schutzschriften", in denen er die Wahrheit der Christenlehre dartut und die wider seine Glaub eus-brder erhobenen Vorwrfe und Verdchtigungen zurckweist. Doch eben diese Ttigkeit zog ihm den besonderen Ha der Widersacher zu. Er wurde mit mehreren anderen Christen ins Gefngnis geworfen, und da sie alle khn und frei ihren Glauben bekannten, erst gegeielt und dann enthauptet. Polykarpus hatte noch mit den Aposteln vertrauten Umgang gehabt und war bereits 90 Jahre alt, als der Sturm der Verfolgung zum Ausbruch kam. Der Statthalter wnschte den ehrwrdigen Greis zu retten und rief ihm zu: Schone deines Alters, schwre bei den Gttern und fluche Christo!" Doch Polykarpus erwiderte: Sechsuudachtzig Jahre habe ich ihm gedient, und er hat mir nie etwas zu leide getan; wie sollte ich meinen König lstern, der mich selig gemacht!" Der Statthalter wurde unwillig und drohte mit wilden Tieren, mit Martern und Feuersqual; Polykarpus aber blieb unerschtterlich. Du drohest," sprach er, mit einem Feuer, das nur einen Augenblick brennt und bald verlischt; aber du weit nichts von dem ewigen Feuer des Gerichts, welches den Gott-losen aufbehalten ist." Da verkndigte ein Herold dem versammelten Volke: Polykarpus hat betonet, da er ein Christ sei!" und tausend Stimmen antworteten: Das ist der Vater der Christen, der so viele gelehrt hat, nicht mehr zu opfern und anzubeten!" Er wurde verurteilt, lebendig verbrannt zu werden, und Juden und Heiden waren geschftig, den Scheiterhaufen zu errichten, den der Mrtyrer besteigen mute. Unter Lobpreisungen erwartete er den Tod. Doch

3. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 113

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Grndung und Ausbreitung der christlichen ircfje. 113 Bann ober die Exkommunikation aus der kirchlichen Gemein-schaft ausgeschlossen wrben nnb gewhnlich als verachtete Sekte verkmmerten. Fr die Ansbilbnng der Kirchenlehre waren in der ersten christlichen Zeit besonbers ttig Origenes von Alexanbrien, Tertullian nnb Cyprian von Karthago. Origenes zeigte schon als Knabe eine so schwrmerische Liebe zum Heilanbe, ba er nur durch die List der Mutter abgehalten werben konnte, das Schicksal seines Vaters zu teilen, der unter Septimins Severus den Mrtyrer-tob erlitt. Voll Hochfliegenben Geistes und fester Willenskraft erwarb er sich die ganze Gelehrsamkeit seiner Zeit, nnb bereits in seinem 18. Lebensjahre wrbe er zum Vorsteher der Katechetenschule zu Alexaubrieu erhoben, jener ersten christlichen Lehranstalt, welche hauptschlich bttrch ihn zu hohem Ruhme emporstieg. Eingeweiht in die heibnische Philosophie, wanbte er die Schtze griechischer Erkenntnis zur Verherrlichung des Christentums an und verbanb die Lehren der ausgezeichnetsten Weltweisen mit benen des Evangeliums, um auch die Gebilbeten fr das Reich Gottes zu gewinnen. _ Als Schriftsteller lie er sich vorzugsweise die Erklrung der Bibel angelegen sein. Von Alexanbrien vertrieben begab er sich nach Csarea, wo er mit unermiibticher Ttigkeit fr die Ausbreitung des Evangeliums wirkte, bis er im Jahre 254 aus dem Leben schieb, hoch- 254 gefeiert von Mit- und Nachwelt. Whrenb Origenes das Gute und Wahre, ba sich auch in der hetbmscheu Philosophie finbet, mit dem Christeutume in Einklang zu bringen und fr basselbe zu verwerten suchte, bekmpfte Tertullian, Presbyter der Gemeinbe zu Karthago, die griechische Welt-bilbuug als die Mutter der Irrlehre und des Abfalls vom Evau-gelium. Der Christ sollte jeber weltlichen Frenbe absterben und nur Gott und seinem Worte leben. Dem Leben in freiwilliger Ehe-losigkeit legte er groe Heiligkeit bei, und eine geschlossene Ehe galt ihm fr unauflslich. Tertullian starb im Jahre 220 als hoch- 220 betagter Greis. Cyprian stammte ans einer angesehenen Familie und war in heibnifcher Wissenschaft erzogen werben. Nachbem er zum Christentum bergetreten, verteilte er den grten Teil seines tiebeutenben Vermgens unter die Armen und bereitete sich durch strenge Bn-iibungen fr den geistlichen Staub vor. Zum Bischof seiner Vater-stabt Karthago erwhlt, eiferte er mit uachbrcklichem Ernst gegen das schlaffe, nngebnnbene Leben, das in dem reichen, herrlichen Lanbe unter den Wirkungen eines langen Friebens in allen Stnben ein-gerissen war, erwarb sich aber auch durch seine werkttige Liebe, die er besonders bei Gelegenheit einer Pest bekunbete, die Zuneigung Schmelzer, Leitfaden, 8

4. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 116

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
116 Ix Das rmische Kaiserreich und die Germanen. Das Christentum. Schon Konstantins Ehlorus, mehr aber noch dessen Gattin Hc-lena, Konstantins Mutter, hatten sich der christlichen Lehre znge-neigt und ihr Beispiel blieb nicht ohne Einflu auf den Sohn. Nach seinem Siege der Maxentins erlie er ein Gesetz, welches den Christen freie Religionsbung gestattete. Noch entschiedener trat er fr das Christentum ein, nachdem er die Alleinherrschaft erlangt hatte. Er gebot die Feier des Sonntags, zog christliche Geistliche und Bischfe in den Kreis seiner Vertrauten und lie die kaiserlichen Prinzen durch christliche Lehrer erziehen. In allen Stdten wurden Kirchen gebaut und prchtig geschmckt. Helena reiste selbst ins ge-lobte Land, lie sich im Jordan taufen und errichtete an der Sttte, wo einst Jesus gekreuzigt und begraben ward, die jetzt noch vorhan-dene Kirche des heiligen Grabes. Die Taufe empfing Konstantin erst auf seinem Sterbebette. Frh schon fhrten die religisen Forschungen zu Spaltungen und zur Bildung von Sekten. Am bedeutungsvollsten war der Streit der die Person Christi. Arius, ein Presbyter zu Alexau-drien, eiu Mann von Gelehrsamkeit, ernstem Wesen und fleckenlosem Wandel, stellte die Ansicht auf, Christus sei nicht gleichen Wesens mit dem Vater, sondern nur der Erste unter allen Geschaffenen. Seine Lehre fand viele Anhnger, aber auch viele Gegner, und der Streit verbreitete sich allmhlich durch die ganze Christenheit. Als alle Versuche, den Frieden herzustellen, vergebens waren, berief Kon-325 stantin die erste allgemeine Kirchenversammlung nach Nica in Kleinasien, an welcher 318 Bischfe und andere hochgestellte Geistliche teilnahmen. Nach langen Verhandlungen wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt und das nicnische Glaubens-bekeuntnis, das die gttliche Natur des Erlsers aussprach, abge-fat. Spter kam dazu noch ein anderes, welches nach Athanasius, einem alexaudrinischen Geistlichen, dem Hauptgegner des Arius, das athauasianische genannt wird. Doch der Streit ruhte damit noch nicht. Der Arianismns wurde sogar lange Zeit vom kaiserlichen Hofe begnstigt, und erst unter Theodosins gewann die orthodoxe (rechtglubige) Kirche den Sieg. Auf Konstantin folgten seine drei Shne Konstantinns, Kon-stantins und Konstans und nach deren Tode sein Neffe Julian der Abtrnnige". Obwohl im Christentum erzogen, neigte sich doch Julian immer mehr dem Religionswesen der Vter zu, an dessen Kunst und Poesie, Festen und Opfern seine phantasiereiche Natur Gefallen faud, und mit dem er alles verknpft sah, was die schnste Zeit des Altertums aus sich erzeugt und als die reiche Quelle geistiger Bildung zurckgelassen hatte. Kaum war er daher zur Herrschaft gelangt, als er mit Eifer an die Wiederbelebung des

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 118

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
118 Ix. Das rmische Kaiserreich und die Germanen. Das Christeittum. einer angesehenen Familie und bekleidete das Amt eines Statthalters von Mailand, als ihn die Stimme des Volkes auf den bischflichen 374 Stuhl dieser Stadt berief. Zweiundzwanzig Jahre laug leitete er die Angelegenheiten der abendlndischen Christenheit, den Herrn des Weltalls mehr frchtend als den Beherrscher des Erdkreises. Ein eifriger Verfechter des orthodoxen Glaubens weigerte er sich stand-Haft, den Arianern und ihrer Gnnerin, der Kaiserin Justina, die Hauptkirche von Mailand einzurumen, und lie sich lieber mehrere Tage famt feiner Gemeinde in derselben belagern, als da er das Eigentum Gottes" den Ketzern berliefert htte. Auch Theodosius mute sich feinem Machtfpruche beugen. Als der Kaifer in der Hitze des Zorns 7000 Brger von Theffalonich eines Aufruhrs wegen hatte niedermetzeln laffen, trat ihm der Bischof an der Schwelle des Gotteshauses entgegen und erklrte ihm, da ein Mann mit blutbefleckten Hnden nicht wert sei, zu der Gemeinschaft Christi zu ge-hren; und erst nachdem Theodosius ffentlich fein Unrecht bekannt, gestattete er ihm wieder den Eintritt in die Kirche und die Teil-nhme am Abendmahle. Die grten Verdienste erwarb sich Am-brosins durch Ausbildung und Bereicherung des Gottesdienstes mittels Kirchengesang, Liturgie und Predigt; der sogenannte Am-brosianische Lobgesaug" (das Tedeum) soll von ihm herrhren. Augustinns wurde zu Tagaste in Numidien als der Sohn eines heidnischen Vaters und einer christlichen Mutter, der srommeu Monika, geboren und erlangte frhzeitig den Ruf ausgezeichneter Gelehrsamkeit. Doch all sein Ruhm vermochte die Mutter nicht zu trsten der den Kummer, den ihr das lasterhafte Leben des Jng-lings verursachte, der sich ganz den Freuden der Welt hingab und aus einer Snde in die andere siel. Oft flehte sie weinend den Herrn an, ihn auf den rechten Weg zu führen oder ihn hinwegzunehmen von der Erde. Und der Sohn fo vieler Gebete und Trnen sollte nicht verloren gehen. In Mailand lernte Augustinus den Ambrosius kennen, dessen Mahnungen mchtig zu seinem Herzen drangen. Mit Eifer las er die panlinifchen Briefe, und schon be-gann die Erkenntnis der Wahrheit bei ihm zum Durchbruch zu kommen, als ein ehrwrdiger Greis ihm erzhlte, wie einige gelehrte und vornehme Heiden Ehre und Reichtum dahingegeben htten, um Christo zu dienen. Da rief er einem anwesenden Freunde zu: Andere reien den Himmel an sich, und wir bleiben zurck!" und feilte Bekehrung war vollbracht Er lie sich taufen, kehrte fpter nach Afrika heim und wurde zuerst zum Presbyter, dauu zum Bischof von Hippo Regius erwhlt. Von da an war feine ganze Kraft der Sache Christi geweiht. Fnfuuddreiig Jahre laug beherrschte Augustinus durch die Macht seines Geistes die afrikanische Kirche,

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 119

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Alarich mid die Westgoten. 119 bis er, der grte und einflureichste aller Kirchenvter, whrenb der 430 Belagerung der Stadt durch die Vanbalen verschieb. Von seinen zahlreichen Schriften, die smtlich eine tiefe Kenntnis des menschlichen Herzens und eine alles bewltigenbe Siebe zu Gott enthalten, sinb am berhmtesten seine Bekenntnisse", worin er seine ganze innere Vergangenheit unverhllt barlegt. Durch seine Ansicht, ba der Wille des Menschen von Natur unfrei sei und seine Bekehrung einzig von der Gnabe Gottes abhnge, wrbe er der Begrnder der Lehre von der Erbsnde und von der Gnabenwahl (Prdestination), nach welcher die einen von Ewigkeit her zur Seligkeit, die anbeten zur Verbammnis bestimmt sinb. X. Die Vlkerwanderung. 1. Alarich und die Westgoten. Im Jahre 375 erschienen an den Ufern der Wolga die Hunnen, 375 ein Hirtenvolk mongolischer Abkunft, das in den Steppen Hochasiens gewohnt hatte. Sie stieen zuerst auf die Alanen, die teils zur Flucht, teils zur Unterwerfung gentigt wrben. Mit Unruhe und Schrecken blickten die zwischen Don und Dniestr wohnenden Ostgoten auf den furchtbaren Feiub, und ihr (der Sage nach mehr als huubertjhriger) König Ermanarich gab sich, an dem 'glcklichen Ausgange des bevorstehenden Kampfes verzweifelnd, selbst den Tod. Sein Nachfolger wagte eine Schlacht, sie endete mit der Niederlage der Goten. Der König und die Besten seines Heeres bedeckten die Walstatt; die berreste retteten sich in die Karpathen und auf die Halbinsel Krimm oder unterwarfen sich den Siegern und blieben in den bisherigen Wohnsitzen. Auch die Westgoten (sblich vom Dniestr) vermochten dem gewaltigen Anprall nicht zu widerstehen; ein Stamm zog sich unter Athanarich nach dem heutigen Siebenbrgen zurck, das Hauptheer unter Fritigern, der bereits Christ war, ging der den letztgenannten Strom und erhielt vom Kaiser Valens Wohnsitze in Msiert. Ein Jahr hatten die Westgoten hier verlebt, als sie sich, durch die treulose Behandlung der rmischen Statthalter gereizt, erhoben, die Rmer in mehreren Schlachten besiegten und dann raubend und verheereub die ganze Halbinsel bis an den Hellespont durchzogen. Da rckte ihnen Valens mit Heeresmacht entgegen, erlitt aber bei

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 227

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1, Vorbereitung der Reformation. Johann Hns und die Hussiten, 227 erlassen. Spter erteilte man auch denen Abla, die zur Shnung ihrer Schuld irgend ein gutes, d. i. der Kirche wohlgeflliges Werk taten, die da fasteten, Wallfahrten unternahmen, Almosen gaben, zu einem kirchlichen Zwecke Geld beisteuerten u. dgl. Immer noch aber dachte man dabei nur au ein Erlassen der Kirchenstrafen. Doch schon im Jahre 1300 ordnete Papst Bonifatius Viii. ein Abla-Jubeljahr an, wobei er allen, die in diesem Jahre nach Rom pilgern wrden, die vollkommenste Sndenvergebung verhie; und Alexander Vi. erklrte in seiner Ankndigungsbulle fr das Jahr 1500, da er auch den Seelen im Fegefeuer aus vterlicher Zu-neigung" Hilfe leisten wolle. Je mehr die Kirche bemht war, alle Freiheit des Glaubens und Denkens unter ihre Satzungen gesangen zu nehmen, destomehr regte sich die Sehnsucht nach tieferer Belehrung und religiser Er-leuchtung. Nie hat es auch an Mnnern gefehlt, welche die Ge-brechen der Kirche erkannten und zu heilen suchten. Ein solcher Mann war Petrus Waldus, ein angesehener Kaufmann in Lyon. Um 1173 bei seinem Forschen nach Wahrheit entdeckte er eine lateinische Bibel und sand, da die Lehren der Kirche mit denen der Schrift durch-aus nicht bereinstimmten. Da verteilte er seine Gter an die Armen und grndete einen apostolischen Verein zur Verkndigung des Evan-geliums unter dem Landvolke. Je zwei und zwei, nach dem Worte des Herrn, zogen die Waldens er aus, ohne Stab und Tasche, ein Bild apostolischer Armut und Einfachheit, und predigten das Evan-gelium in den Husern, auf der Strae, in der Kirche. Dabei fhrten sie ein Leben in strenger Sittenzucht und ttiger Liebe, was selbst ihre Gegner anerkennen muten. Dennoch sprach der Papst den Bann der sie aus, und als die unter dem gemeinsamen Namen Albigenser (so genannt nach dem Stdtchen Alby) begriffenen Sekten Sdfrankreichs durch einen frmlichen Kreuzzug vernichtet wurden, da ergingen auch der die Waldenser die grausamsten Verfolgungen. Die meisten Anhnger fanden sie zuerst in der Lombardei, im 14. und 15. Jahrhundert auch in Deutschland. (Vgl. die Taboriten S. 230). Ein anderer Vorlufer der Reformation trat zwei Jahrhunderte spter in England auf. Johann Wiclef, Professor an der 1360 Universitt Oxford, predigte und schrieb scharf gegen die Laster der Geistlichkeit, gegen die bergriffe des Papsttums und gegen die Irrlehren und Mibruche der Kirche. Sein oberster Grundsatz war, da die Heilige Schrift die alleinige Quelle der christlichen Erkenntnis sei. Seine Lehren fanden groen Anklang, besonders unter den gebildeten Stnden. Der Papst forderte ihn zur Ver-antwortung nach Rom, doch der König nahm ihn in seinen Schutz. Zwar wurde er nach seinem Tode als Ketzer verdammt, seine Ge- 15*

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 230

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
230 H. Die Reformation, 1418 geschlossen, und die Christenheit sah sich in ihren Hoffnungen auf eine Reformation der Kirche getuscht. Die Kunde von Hus' schmhlichem Tode rief unter den Bhmen eine Bewegung ^hervor, die an Umfang und Heftigkeit von Jahr 14191436] zu Jahr zunahm und in dem blutigen Hussitenkriege ihren Ausgang fand. Gleich zu Anfang schieden sich die Hussiten in zwei Parteien, in die Kalixtiner oder Utraqnisten, welche an den meisten Lehren und Gebruchen der Kirche festhielten und nur freie Predigt des gttlichen Wortes und Spendnng des Abendmahls unter beiderlei Gestalt verlangten, und in die Taboriten (so genannt nach ihrer Hauptfestung Tabor), welche alle kirchlichen Satzungen verwarfen, soweit sie nicht buchstblich aus der Heiligen Schrift erwiesen werden konnten. Whrend die elfteren stets zu Unterhandlungen geneigt waren, wollten die letzteren, meist Land-leute, nichts von einem Vergleiche wissen und strebten nach voll-stndiger brgerlicher Gleichheit. Unter Fhrung des einugigen Ziska, Edlen von Troznow, plnderten die Taboriten die Kirchen und Klster, zerstrten die Bilder und zerschlugen die heiligen Gerte. Da lie der Papst einen allgemeinen Kreuzzug gegen die Ketzer predigen. Aber Ziska schlug die Gegner in die Flucht, und die Eroberung von Stdten, die Erstrmung von Burgen, die Zerstrung von Klstern, die Verwstung des Landes, die Niedermetzelnng der Gefangenen und Wehrlosen nahmen in grauenvoller Weise ihren Fortgang. Zwei Jahre spter wurde Ziska, der trotz seiner Blindheit er hatte während eines Sturmes durch einen Pfeilschu auch sein zweites Auge eingebt Schlachten und Belagerungen geleitet und Raubzge der die Grenzen hinaus unternommen hatte, von der Pest hinweggerafft. An seine Stelle trat Prokop der Groe, der die Sachsen in einer mrderischen Schlacht besiegte und dann mit seinen Scharen in die Lnder der Moabiter und Philister", in Mhren, sterreich, Baiern, Sachsen, Brandenburg und Schlesien einfiel und seinen Weg durch brennende Städte, zerstrte Mauern und zerstampfte Felder bezeichnete. Die deutschen Heere wurden besiegt, weil sie meist zu schwach waren und nicht mit der Begeisterung kmpften wie die Hussiten, die Städte aber widerstanden meist mit Erfolg (wie Bernau). Endlich bequemte man sich dazu, mit den Ketzern in Unter-Handlung zu treten, und auch unter den Bhmen gewann die Partei der Gemigten, des langen Krieges mde, die Oberhand. Auf Einladung des Baseler Konzils begab sich eine zahlreiche hussitische Gesandtschast, an ihrer Spitze Prokop der Groe, nach Basel, um die Grundlagen einer Vershnung zu besprechen. 50 Tage stritt man sich herum, und da kein Teil nachgeben wollte, zogen die

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 234

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
234 n. Die Reformation. antrieb, in dem teuern Gottesworte zu forschen. Dabei erkannte er immer deutlicher, in welchen Irrtmern die Kirche gefangen lag, und immer mehr erschien ihm die Rechtfertigung durch den Glauben an den Erlfungstob Christi als der Kern aller Christenlehre. 3. Die 95 Stze (Thesen) und der Reichstag zu Worms. Auf dem ppstlichen Stuhle sa seit 1513 Leo X., ein Mann von feiner Bildung, ein gromtiger Befrderer der Kunst und Wiffenfchaft, aber prachtliebend und verschwenderisch. Um seine stets leere Kasse zu fllen, schrieb er vorgeblich zum Bau der Peters-kirche in Rom einen allgemeinen Abla aus und bertrug die Verkndigung desselben im nrdlichen Deutschland gegen die Hlfte des Ertrages dem Erzbischof Albrecht von Mainz, der dem Papste noch eine betrchtliche Geldsumme schuldete. Dieser whlte zu Ablaverkufern Männer, deren Frechheit ihm die hchsten Ein-nahmen versprach. Der Unverschmteste von allen war der Domini-kanermnch Johann Tetzel, der die Städte und Drfer Thringens, Sachsens und Brandenburgs durchzog und seine Ware in marktschreierischer Weise feil bot. Neben seinem Standorte errichtete er ein Kreuz mit des Papstes Wappen, von dem er sagte, es sei ebenso krftig als das Kreuz Christi. Reue und Bue seien unntig, sobald einer seine und des Papstes Gnade erkaufe. Jede Art Snde hatte bei ihm ihren besonderen Preis; so standen auf Kirchenraub 9, auf Totschlag 7, auf Hexerei 6, auf Eltern und Geschwistermord 4 Dukaten. Auch fr knftige Bergehungen hielt er Ablazettel in Bereitschaft. Ebenso konnten gegen Geld die Seelen der Verstorbenen ans dem Fegefeuer befreit werden. Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt," lautete Tetzels Wahlspruch. Auch in die Nhe von Wittenberg, nach Jterbog, kam Tetzel. Die Menge strmte ihm zu, und Luther sah Kirchen und Beichtsthle leer stehen. Da trat er zuerst in scharfen Predigten gegen den Unfug auf, indem er lehrte, da sich niemand durch den Abla Vergebung der Snden erwerben knne, sondern da diese einzig durch Gottes Gnade dem wahrhaft Bufertigen zuteil werde. Zugleich wandte er sich an den Erzbischos von Mainz mit der Bitte, dem gotteslsterlichen Treiben zu wehren. Er erhielt keine 3i. Okt. -i Antwort. Da schrieb er 95 Stze in lateinischer Sprache und 1517 J schlug sie am Abend vor Allerheiligen an die Schlokirche zu Wittenberg, jeben, der ba wolle, aufforbernb, mit ihm der die Richtigkeit derselben zu disputieren. Er griff darin weder die Kirche noch das Papsttum au, forderte aber zur Vergebung der Snden

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 239

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Kirchliche und stndische Bewegungen der Reformation. 239 Propheten" oder Wiedertufer die Kindertaufe, wollten den geist-licheu Stand abgeschafft wissen und verfielen der Willkr Aus Zwickau vertrieben, kamen sie nach Wittenberg und fanden dort groen Anhang. Die Kunde von diesen Vorgngen lie Luther keine Ruhe mehr auf der Wartburg. Er kehrte nach Wittenberg zurck und 1522 predigte eine Woche hindurch Tag fr Tag mit berzeugender Kraft fr die Schrift als die alleinige Grundlage des Glaubens und gegen das gewaltsame Vorgehen der Neuerer. Die Wirkung seiner Predigten war, da die Ruhe wieder hergestellt wurde und Karlstadt und die Zwickauer die Stadt, verlieen. Aber die Bewegung, in Wittenberg unterdrckt, kam bald wieder an anderen Orten und mit um so grerer Heftigkeit, wenn auch in etwas vernderter Gestalt zum Ausbruch. Luthers Lehren von der evangelischen Freiheit" auch auf die brgerliche beziehend, hoffte der vielfach gedrckte und frher fchou oft aufstndische Bauernstand von der Reformation zugleich eine Erfllung seiner anfangs billigen Wnsche*). Eine allgemeine Erregung bemchtigte sich der Gemter, und die Wiedertufer taten das Ihre, um das Feuer zu schren. Der Hauptfhrer derselben war jetzt Thomas Mnzer, zuerst Prediger zu Zwickau, zuletzt zu Mhlhausen in Thringen, ein Mann von groer Rednergabe und leidenschaftlicher Heftigkeit. Nicht zufrieden damit, die kirchliche Ordnung zu unter-graben, wollte er auch den Umsturz der weltlichen Obrigkeit her-beifhren. Seine aufrhrerischen Predigten fanden bei der ge-mihandelten Volksklaffe nur allzu empfnglichen Boden. So kam der groe Bauernkrieg zum Ausbruch, der so viel Blutvergieen [1525 und Verwstung der Deutschland brachte. Zuerst erhoben sich die Bauern der Abtei Kempten, andere Landschaften folgten, und bald stand in ganz Schwaben und Franken, und fast durch ganz Sddeutschland, das Landvolk unter den Waffen. Auch ein-zelne Ritter schloffen sich, freiwillig oder gezwungen, den Aufstn-dischen an; so der fehdelustige Gtz von Berlichingen, dem man eine Zeitlang die Fhrerschaft aufntigte, der sich indessen bald wieder zurckzog. In groen Haufen" durchzogen die Bauern das Land, plnderten die Kirchen und Klster, brannten die Burgen und Schlffer nieder, mihandelten die Geistlichen und Edelleute oder jagten sie, wie den Grafen Helfenstein zu Weinsberg, durch die Spiee. *) Die Bauern forderten Freiheit der Jagd, des Fischfangs, der Holzung it. dgl., Aufhebung der Leibeigenschaft, Minderung der Frondienste und der Zehnten, das Wahlrecht ihrer Geistlichen und die freie Predigt des Evangeliums.
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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